joomla templates top joomla templates template joomla
  • www.wgdv.de
  • www.wgdv.de

Aktuelles

„Judenhaus“

Schon bald nach den Wahlen vom 5. März 1933 gab es Gerüchte über einschneidende, von der Regierung geplante, antisemitische Maßnahmen. Eine neue Qualität der Unterdrückung brachten die ”Nürnberger Gesetze” vom 15. September 1935 (Nr. 945 Reichsbürgergesetz, 15. September 1935 und Nr. 946 Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre, 15. September 1935). Das ”Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre” (Blutschutzgesetz) verbot z.B. Eheschließung und außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen Juden und ”Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes” und ”arische” Hausangestellte unter 45 Jahren in jüdischen Haushalten zu beschäftigten. Das Reichsbürgergesetz unterschied zwischen ”Reichsbürgern als Trägern der vollen politischen Rechte” (dies konnte kein Jude sein) und bloßen ”Staatsangehörigen” und machte so die Juden zu Bürgern zweiter Klasse. Die Zugehörigkeit zur ”jüdischen Rasse” wurde durch die  Religionszugehörigkeit bestimmt. Bei den Gerichten häuften sich die Anklagen wegen Vergehens gegen das ”Blutschutzgesetz”.

Schließlich wurden Juden gezwungen, ihre Wohnungen zu verlassen und in ”Judenhäuser” zu ziehen, die sich in Aachen in der Alexander-, König-, Eupener-, Promenaden- und Triererstraße, im Obdachlosenasyl am Grünen Weg und im jüdischen Altersheim Kalverbenden befanden. Ehepaare mit einem jüdischen Partner mußten in einem Haus in der Försterstraße wohnen. Der Zusammenlegung der Juden in ”Judenhäusern” (1941) folgte die Kennzeichnungspflicht durch den ”Judenstern”.

Am Ende stand die Deportation von Aachen in die Vernichtungslager: 
Am 22. März 1942 nach Izbica in Polen; 
am 15. Juni 1942 nach Polen; 
am 27. Juli 1942, 13. Januar 1944 und 9. September 1933 nach Theresienstadt.

Dieser letzte Transport rollte in den Tod sechs Wochen vor der Befreiung Aachens durch amerikanische Truppen.

     

Deportationen

Die Reichsbahn spielte in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg eine ganz wichtige Rolle für den öffentlichen Verkehr. Denn Kraftfahrzeuge waren viel weniger verbreitet als heute. Güter und Personen wurden nur mit der Bahn über weite Entfernungen bewegt. Aus diesem Grunde wurde die Reichsbahn auch für die Deportationen von Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager benutzt. Nach einem entsprechenden Aufruf der Gestapo, der Geheimen Staatspolizei der Nazis, musste die jüdische Gemeinde eine Namensliste aufstellen und festlegen, wer sich für den nächsten Transport bereitzuhalten habe. Als Ziel der Züge wurden Orte „im Osten“, das heißt im von deutschen Truppen besetzten Polen, genannt. Viele der Menschen hofften, dass es „im Osten“ schon nicht so schlimm werden würde. Was sie dort in Wirklichkeit erwartete, hat sich wohl kaum jemand von ihnen vorstellen können.

Es fing damit an, dass sich die jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner Aachens nicht mehr in eigenen Wohnungen und Häusern aufhalten durften, sondern in Sammellager gesteckt wurden. Eines dieser Lager befand sich am Grünen Weg. Von dort wurden die jüdischen Opfer unter SS- und Polizeibewachung zur nächsten Straßenbahnhaltestelle getrieben. Mit Sonderwagen wurden sie dann zum Aachener Hauptbahnhof gebracht, wo die Deportationszüge, die aus Güterwaggons bestanden, schon auf sie warteten. Oft ging es dann erst Richtung Düsseldorf, wo dann die Züge aus verschiedenen Orten zu einem großen Transport zusammengestellt wurden. Alles war geregelt – auch die Transportkosten. Nach dem Tarif der III. Klasse wurden 4 Reichspfennige pro Person und Kilometer berechnet. Die Reichsbahn vereinbarte mit der SS, dass mindestens 400 Personen transportiert wurden. In der Regel waren aber die Züge, die aus bis zu 45 Güterwaggons bestanden, mit 1.000 Menschen besetzt. Gegen Kriegsende wurden 2.000 - 3.000 Menschen in die Güterwaggons gepfercht. Vier Menschen auf einem Quadratmeter. Ohne ausreichende Ernährung, ohne Toiletten. Und die Fahrten dauerten Tage. Wie es den Menschen in den Waggons erging, kann man sich kaum vorstellen.

Den Fahrpreis mussten die Opfer selbst zahlen. Die meisten Aachener Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens wurden während des 2. Weltkrieges deportiert – wenn sie sich nicht vorher in Sicherheit gebracht hatten. Insgesamt fuhren von Aachen aus sieben Transporte in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Vier davon gingen vom Lager am Grünen Weg aus. Fast alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde Aachens verloren auf diesem Wege ihre Heimat, wurden ermordet und in den Massengräbern der Konzentrationslager verscharrt. Der erste Transport verließ Aachen am Sonntag, den 25. März 1942. Rund 400 Juden wurden mit ihm vom Westbahnhof Richtung Osten deportiert. Der letzte Transport verließ Aachen im September 1944 – wenige Wochen bevor Aachen durch amerikanische Truppen von den Nazis befreit wurde.

     

Baracke an der Hergelsmühle

1928/29 war in Haaren an der Hergelsmühle eine Holzbaracke zur Unterbringung obdachloser Bürger errichtet worden. Als der Kreis Aachen 1941 ein Sammellager für die Deportation seiner Juden suchte, stand diese Holzbaracke schon seit einigen Jahren leer. Drei Tage nach der Besichtigung dieser Baracke durch einen Beamten des Kreises wurden die jüdischen Einwohner aus den Gemeinden Haaren, Broichweiden, Würselen und Kohlscheid gewaltsam aus ihren Wohnungen geholt und in die Baracke an der Hergelsmühle gebracht. Die Wohnungen mussten sofort verlassen werden. Jede Person durfte 30 kg Gepäck und eine Aktentasche mit persönlichen Dingen mitnehmen. Möbel und Kleidung mußten in der Wohnung zurückgelassen werden; notwendige Gegenstände, wie Bett, Herd, usw., wurden je nach Bedarf in das Barackenlager geschafft.

In der Baracke waren 140 Menschen zusammengepfercht, davon zwanzig aus Haaren. Sie war mit Stacheldraht umzäunt, hatte aber einen unbewachten und nicht abgeschlossenen Eingang. Einer der Lagerinsassen wurde zum Obmann gemacht, der für die Organisation im Lager zuständig war und als einziger mit einem Dauerpassierschein das Lager verlassen konnte. Alle anderen mussten durch seine Vermittlung spezielle Passierscheine beantragen, um das Lager, z.B. zu einem Arztbesuch, verlassen zu können. Der Obmann musste auch zusammen mit anderen für die Lebensmittelversorgung des Lagers sorgen. Am 25. Juli 1942, gegen 8 Uhr, mussten die Lagerinsassen mit ihrem Gepäck antreten und wurden unter SS- und Polizeibewachung zur Straßenbahnhaltestelle in der Hauptstraße geführt. Zwei Straßenbahnzüge, die ebenfalls bewacht wurden, brachten die Menschen zum Aachener Hauptbahnhof, wo ein Deportationszug zusammengestellt wurde. 9.25 Uhr verließ der Zug Aachen in Richtung Theresienstadt.

Ergänzende Literatur:

Beyer, Eduard (bearb. von Hugot-Zgodda, Yvonne): Baracke an der Hergelsmühle, in: Volkshochschule Aachen, Aachen 2012. 

     

Otto Blumenthal

Otto Blumenthal wurde 1876 in Frankfurt geboren. Sein Vater war Arzt, weswegen der Sohn wahrscheinlich zunächst Medizin studierte. Er entdeckte aber bald seine Leidenschaft für die Mathematik und wechselte seine Studienrichtung. Nach erfolgreichem Studium übernahm er 1905 den Lehrstuhl für Mathematik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen. Er und seine Frau Mali waren beide Protestanten, doch die Großeltern der beiden waren jüdischen Glaubens. Dies sollte ihnen später zum Verhängnis werden. Otto und Mali hatten zwei Kinder: Margrete (1911 geboren) und Ernst (geboren 1914).

Am 7. April 1933 wurde von der Nazi-Regierung das Gesetz zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ erlassen. Otto Blumenthal wurde vom ASTA, dem Allgemeinen Studentenausschuss der RWTH Aachen, als Kommunist denunziert. Deshalb wurde er am 27. April 1933 aus dem Hochschuldienst entlassen und ins Gefängnis gesteckt, in „Schutzhaft“ genommen hieß das damals. Zwei Wochen später kam er zwar wieder frei, durfte aber nicht mehr an der Hochschule arbeiten. Als er im Oktober in sein neues Haus an der Limburger Straße zog und sich damit sein Traum vom eigenen Haus nach zwanzigjähriger Suche endlich erfüllt hatte, war die Stimmung schon sehr gedrückt. Die Kinder Margrete und Ernst schickten die Blumenthals nach England, damit sie vor den Nazis in Sicherheit wären. Sie selbst blieben zunächst noch in Aachen, ehe sie im Juli 1939 nach Delft in die Niederlande emigrierten. Freiwillig war diese Auswanderung natürlich nicht – sondern eigentlich schon eine Flucht aus Nazideutschland. In Delft fand Otto Blumenthal eine Stelle an der Uni. Trotzdem lebte er in sehr bescheidenen Verhältnissen. Doch auch in den Niederlanden kehrte für die Blumenthals keine Ruhe ein. Nach dem Beginn des 2. Weltkrieges und vor allem nach dem deutschen Überfall auf die Niederlande im Mai 1940 mussten sie immer wieder von einer Bleibe in die andere umziehen. Ab 1942 bekamen sie dann die Schikanen gegenüber Juden zu spüren. Einem ersten Abtransport ins KZ, ins Konzentrationslager, konnten sie noch entgehen. Am 13. April 1943 wurde bekannt gegeben, dass Utrecht, die Stadt, in der die Blumenthals nun lebten, bis zum 23. April von Juden „ausgeräumt“ sein sollte. Otto und Mali mussten sich bis zum 22. April im Außenlager Vught des Konzentrationslagers s´Hertogenbosch einfinden. Sie galten als Juden, weil ihre Großeltern jüdischen Glaubens gewesen waren. Kurze Zeit später wurden sie ins Lager Westerbork weiter verlegt. Mali Blumenthal war schon sehr krank und starb am 21. Mai 1943 im Lager. Otto Blumenthal wurde am 20. April 1944 ins KZ Theresienstadt verlegt, wo schon seine Schwester war. Dort beschäftigte er sich wieder mit der Mathematik und hielt für die anderen Menschen im Lager Vorträge, um sie vom Alltag abzulenken. Aber der Tod seiner Frau und die unmenschlichen Zustände im KZ Theresienstadt zehrten an seinen Kräften. Eine Lungenentzündung und eine Ruhr-Erkrankung überstand er noch, die Tuberkulose nicht mehr - er starb am 12. November 1944.

Tafeltext

In diesem Haus wohnte von 1933 bis zu seiner Emigration 1939 Otto Blumenthal. Seit 1905 wirkte er als Professor für Mathematik an der RWTH Aachen. Trotz seines Engagements für die Hochschule wurde er 1933 aus rassischen und politischen Gründen entlassen. 1938 beendete ein Arbeitsverbot auch seine anderen wissenschaftlichen Tätigkeiten. Er emigrierte 1939 in die Niederlande, wurde dort nach der deutschen Besetzung 1940 interniert und starb 1944 im Konzentrationslager Theresienstadt.


   

Die Hochschule im Nationalsozialismus

Wenn man einmal die Wahlergebnisse betrachtet, die die Aachener NSDAP bei Reichstag-, Landtags- und Kommunalwahlen erreichte, ist auffällig, dass die Nazipartei in Aachen nie den Stimmenanteil erreichte wie in anderen Gegenden des Reiches. Selbst bei der Reichstagswahl vom 6. März 1933, die schon nicht mehr unter demokratischen Vorzeichen stattfand, erzielten die Nazis in Aachen nur etwa 27 % Stimmenanteil, während sie bei dieser Wahl im Reich über 40 % der Wählerstimmen erhielten. Der Erfolg der Nazis in Aachen war, gemessen an Wahlergebnissen, vor 1933 sehr begrenzt. Anders war die Situation bei einem speziellen Teil der Aachener Bevölkerung: Bei den Aachener Studenten.

Bei Studentenschaftswahlen im Frühjahr 1932 erhielten die NS-Studenten zusammen mit Deutsch-Nationalen Burschenschaften die Mehrheit der Stimmen. Daher konnten sie den AStA (Allgemeiner Studentenausschuss) bilden. Es ist bezeichnend, dass dieser AStA im April 1933 eine Eingabe an den für die Hochschulen zuständigen Reichskommissar Rust richtete, in der die Entfernung von ”jüdischen und demokratisch gesinnten Professoren” aus der Hochschule gefordert wurde. Rust entließ daraufhin mit sofortiger Wirkung folgende Professoren und Dozenten: Hopf, Fuchs, Meusel, Mautner, Levy, Pick, Strauß und Blumenthal. Ähnliches geschah auch an anderen deutschen Hochschulen.

Sofort nach der Machtergreifung Anfang 1933 begannen die Nazis, jüdische und politisch missliebige (vor allem kommunistische) Professoren aus den deutschen Universitäten zu entlassen. Schon 1933 waren davon etwa 15 Prozent aller deutschen Hochschullehrer betroffen, von 1933 bis 1938 insgesamt fast ein Drittel.

Auch die RWTH Aachen machte dabei keine Ausnahme. In Aachen wurden zwölf Mitglieder des Lehrkörpers unter entwürdigenden Bedingungen aus dem Amt vertrieben, darunter elf Professoren jüdischer Abstammung. Einige von ihnen fielen zwar unter Ausnahmeregelungen, die ihre Entlassung aus ”rassischen Gründen” zunächst (bis Ende 1935) verhindert hätten, bei ihnen wurden aber politische Gründe angegeben, für die es keine Ausnahmeregelung gab. Die plötzlichen Entlassungen ohne Fortzahlung irgendwelcher Bezüge und die sich anschließende weitere Verfolgung und manchmal auch Verhaftung führten bei einigen der betroffenen Familien zu großer wirtschaftlicher Not und bei den meisten schließlich zur Emigration. Obwohl die Entlassungen vom zuständigen Ministerium in Berlin verfügt wurden, lag ein großer Teil der Verantwortung in Aachen, denn die konkreten Einzelmaßnahmen wurden zum Teil durch Denunziationsbriefe des damaligen AStA und der Aachener Kreisgruppe des Nationalsozialistischen Lehrerbundes ausgelöst. Außer den Professoren wurde auch eine unbekannte Zahl jüdischer Assistenten und Studenten von der RWTH Aachen vertrieben.

Nach dem Krieg tat sich die RWTH Aachen schwer mit der Aufarbeitung dieser Ereignisse. 1970, als (zu Beginn der Amtszeit des inzwischen über die Grenzen des Landes hinaus unrühmlich bekanntgewordenen Rektors Schwerte/Schneider) das 100-jährige Bestehen der Hochschule gefeiert wurde, war das offensichtlich noch nicht möglich. Die erste öffentliche Auseinandersetzung der RWTH mit diesem Kapitel ihrer Geschichte erfolgte erst 1995 im Jubiläumsband zu ihrem 125-jährigen Bestehen. 1997 wurde im Hauptgebäude der RWTH eine Gedenktafel angebracht, die an eines der Opfer, Professor Otto Blumenthal, erinnert.

     

Jüdische Schule

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als in der Promenadenstraße die Aachener Synagoge gebaut wurde, wurde dort auch eine jüdische Schule eingerichtet. Es war, wie die meisten anderen „Elementarschulen“, heute spricht man von Grund- und Hauptschulen, eine städtische Schule. Die Schule wurde übrigens nicht nur von Kindern aus Aachen besucht, sondern auch von Schülerinnen und Schülern der umliegenden Gemeinden, z.B. aus Haaren, Brand, Eilendorf. Im Anschluss an die Elementarschule besuchten einige Schüler die höheren Schulen in Aachen. Sie erhielten dann ihren Religionsunterricht entweder in der Synagoge oder in der jeweiligen Schule. Mädchen besuchten vorwiegend die Viktoriaschule oder St. Leonhard, Jungen die Hindenburgschule, das heutige Couven Gymnasium, oder auch das Kaiser-Karls-Gymnasium.

Die Bedingungen in der Promenadenstraße waren ziemlich schlecht: Wenig Licht und schlechte Belüftung in den Klassenräumen, kleiner Schulhof. Deshalb wurde zum Schuljahreswechsel Ostern 1928 eine neue jüdische Volksschule hier, am Bergdriesch 39, eingerichtet. Das Haus gehörte der Stadt und die jüdische Schule war hier mit anderen städtischen Volksschulen gemeinsam untergebracht. Wie Du siehst, steht dieses alte Schulhaus nicht mehr, denn es wurde nach dem Krieg abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die neue Schule hatte zwei Klassenzimmer (ein Zimmer für die 1. – 3. und ein Zimmer für die 4. – 8. Klasse) und ein Lehrerzimmer. Im Schuljahr 1932/33 besuchten siebzig Schülerinnen und Schüler die Schule. Neben den üblichen Fächern warb Rektor Fritz Wolf mit „Rhythmisch-gymnastischen Kursen“, Koch- und Nähkursen und „Fröbelkursen“ für die Kleinen. 

Sogar Französischunterricht wurde erteilt. Geradezu berühmt war die Schule für ihren „herrlichen Schulgarten“, der von den Schülerinnen und Schülern selbst gepflegt wurde. Das geerntete Obst und Gemüse wurde an die ärmeren Menschen der jüdischen Gemeinde verteilt. 1934 durften nach einer Anordnung der Nazibehörden jüdische Kinder nicht mehr auf Mittel- und Höhere Schulen, heute würde man Realschule und Gymnasium sagen, wechseln. 1938, im Jahr der „Kristallnacht“, in der die Synagogen in Brand gesteckt wurden, wurden dann alle jüdischen Schülerinnen und Schüler aus anderen Volks-, Mittel- und Höhere Schulen rausgeschmissen. Damit wurde die jüdische Volksschule die einzige Schule, auf die jüdische Kinder in Aachen noch gehen durften. Aber der Schulgarten musste auf Befehl der Nazis geschlossen werden. Da viele jüdische Familien aus Aachen fortzogen oder auswanderten, ging die Schülerzahl stetig zurück. Wann genau die Schule geschlossen wurde ist nicht bekannt. Es dürfte jedoch im Sommer oder Herbst 1942 gewesen sein, nachdem schon zahlreiche jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Aachen, darunter auch viele Kinder, in die Vernichtungslager im Osten deportiert worden waren. Kaum eins der Kinder ist nach dem Ende der Nazidiktatur zurückgekehrt.

Ergänzende Literatur:

Reinhardt, Britta: Jüdische Schule, in: Volkshochschule Aachen (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Aachen 2012.

      

„Judenhaus“

In diesem Haus wurden Juden in sogenannten Mischehen untergebracht. Schon bald nach den Wahlen vom 5. März 1933 gab es Gerüchte über einschneidende, von der Regierung geplante, antisemitische Maßnahmen. Eine neue Qualität der Unterdrückung brachten die ”Nürnberger Gesetze” vom 15. September 1935 (Nr. 945 Reichsbürgergesetz, 15. September 1935 und Nr. 946 Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre, 15. September 1935). Das ”Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre” (Blutschutzgesetz) verbot z.B. Eheschließung und außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen Juden und ”Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes” und ”arische” Hausangestellte unter 45 Jahren in jüdischen Haushalten zu beschäftigten. Das Reichsbürgergesetz unterschied zwischen ”Reichsbürgern als Trägern der vollen politischen Rechte” (dies konnte kein Jude sein) und bloßen ”Staatsangehörigen” und machte so die Juden zu Bürgern zweiter Klasse. Die Zugehörigkeit zur ”jüdischen Rasse” wurde durch die  Religionszugehörigkeit bestimmt. Bei den Gerichten häuften sich die Anklagen wegen Vergehens gegen das ”Blutschutzgesetz”.

Schließlich wurden Juden gezwungen, ihre Wohnungen zu verlassen und in ”Judenhäuser” und Sammellager zu ziehen, die sich in Aachen in der Alexander-, König-, Eupener-, Promenaden-, Trierer-Straße, am Grünen Weg, in der Hergelsmühle und im jüdischen Altersheim Kalverbenden befanden. Ehepaare mit einem jüdischen Partner mussten in einem Haus in der Försterstraße wohnen. Der Zusammenlegung der jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner in ”Judenhäusern” (1941) folgte die Kennzeichnungspflicht durch den ”Judenstern”.

Am Ende stand die Deportation von Aachen in die Vernichtungslager: 
Am 22. März 1942 nach Izbica in Polen; 
am 15. Juni 1942 nach Polen; 
am 27. Juli 1942, 13. Januar 1944 und 9. September 1943 nach Theresienstadt.

Dieser letzte Transport rollte in den Tod sechs Wochen vor der Befreiung Aachens durch amerikanische Truppen.

  

 

 

Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies auf unserer Website, welche essenziell für den Betrieb der Seite sind. Trotzdem können Sie selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Unsere benutzten Google-Fonts rufen wir von unseren eigenen Servern ab. Eine Kommunikation mit den Google-Servern findet hierfür nicht statt.