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Aktuelles

Mord an zwei Kindern

Seit der Landung der Alliierten Truppen in der Normandie im Juni 1944 rückte die Front immer weiter auf Deutschland zu. Die erste deutsche Stadt, die sie erreichen würden, war Aachen.
Am 11. September 1944 gab die Nazi-Führung in Aachen den Befehl, dass die Zivilbevölkerung die Stadt verlassen musste. Diese Evakuierung lief ziemlich chaotisch an, da der Transport der Menschen schlecht organisiert war. Panik machte sich unter den Menschen breit, da mittlerweile auch Geschützdonner von der näher rückenden Front zu hören war. Die Nazibehörden verließen zu diesem Zeitpunkt die Stadt, um sich selbst in Sicherheit zu bringen, was aus den Menschen werden sollte, die noch auf dem West- und dem Hauptbahnhof auf ihre Evakuierung warteten, war ihnen egal. In dieser Situation übernahm Gerhard Graf von Schwerin am 13. September 1944 das Kampfkommando über die Stadt Aachen.

Er selbst berichtete der Wehrmachtführung über die Lage in der Stadt:
„Massenweise strömten die Menschen, zumeist Frauen mit kleinen Kindern und Säuglingen, einige zusammengeraffte Habseligkeiten auf Handkarren und Kinderwagen verstaut, auf den nach Osten und Nordosten hinausführenden Straßen in die Nacht hinaus, ohne zu wissen wohin, ohne Zweck, Ziel und Sinn, getrieben einzig und allein von wilder, panikartiger Furcht und wüsten Drohungen der Partei, dass jeder, der nicht sofort die Stadt verließe, als Landesverräter erschossen werden würde.“

Weil er Angst hatte, dass diese Panik auch auf seine Soldaten übergreifen könnte und die Menschen auf den Straßen seine Truppen behindern könnten, ließ er hart Durchgreifen. Zum Beispiel gab er den Befehl, Plünderer standrechtlich abzuurteilen.

Zwei Jungen aus Aachen, beide 14 Jahre alt, wurden Opfer dieses Befehls. Soldaten hatten sie in der Innenstadt zusammen mit zwanzig Erwachsenen aufgegriffen. Unter dem Vorwurf, sie seien Plünderer, wurden nur die beiden unschuldigen Jungen vor ein Standgericht gestellt und in der Nähe dieses Bunkers am Veltmannplatz unter grausamen Umständen erschossen.

2002 wurde eine Gedenktafel zur Erinnerung an das Schicksal der beiden Jugendlichen am Bunker in der Saarstraße angebracht. Nachdem 2004 auf Antrag von Angehörigen der Opfer die Staatsanwaltschaft Aachen das Standgerichtsurteil aufgehoben hatte, stellte 2006 das Bundesverfassungsgericht klar, dass die beiden Jugendlichen vollständig als unschuldig rehabilitiert seien.

Bereits 2005 war die alte Gedenktafel wegen möglicher falscher Interpretation des Textes abgenommen worden. Eine neue Gedenktafel mit klarstellendem Text wurde 2006 wieder an der ursprünglichen Stelle angebracht.


   

Raub

Am 1. April 1933, einem Samstag, riefen die Nationalsozialisten in ganz Deutschland zu einem Boykott jüdischer Geschäfte, Anwälte und Ärzte auf. Boykott bedeutete, dass an diesem Tag niemand in die Geschäfte oder Praxen jüdischer Inhaber gehen sollte. Auch in Aachen führte die SA, die Schlägertruppe der Nazis, unterstützt durch die Hitlerjugend, diese Aktion durch. Die anderen Aachener, die keine Juden waren, sahen den Aktionen tatenlos zu, auch wenn sie vielleicht nicht damit einverstanden waren. An die Fensterscheiben der betroffenen Geschäfte hatte man Davidsterne gemalt. Vor den Eingängen standen Hitler-Jungen Posten mit Schildern, auf denen „Kauft nicht bei Juden“ oder „Wer noch bei Juden kauft, wird kostenlos fotografiert.“ zu lesen war. Damit wurden die meisten Aachener eingeschüchtert, denn man konnte nur ahnen, was dann mit den Fotos passieren würde.

Dieser „Boykott-Tag“ wurde in dieser Form nicht mehr durchgeführt. Aber die Nazis kannten andere Mittel, jüdische Geschäftsleute zu drangsalieren. Schon 1933 gab es 45 Reichsgesetze und Verordnungen, die in diskriminierender Weise die Stellung der “Nichtarier”, damit waren vor allem Juden gemeint, im Deutschen Reich neu festlegten. Aber das war nicht das einzige. Im Laufe der dreißiger Jahre gab es immer wieder Ausschreitungen gegen Juden und heftige Propagandakampagnen.

In Tageszeitungen wie dem „Westdeutschen Beobachter“ in Aachen wurden zum Beispiel im Frühjahr 1934 Pläne der wichtigsten Geschäftsstraßen veröffentlicht, in denen Geschäfte verzeichnet waren, die die Zeitung ihren Lesern besonders empfehlen wollte. Die Geschäfte jüdischer Inhaber waren besonders markiert, mit der Aufforderung, dort nicht zu kaufen. Nicht alle Aachener hielten sich an diese Aufforderungen.

Noch im September 1935 hieß es in einem Bericht der Staatspolizeistelle für den Regierungsbezirk Aachen:
“... ist die katholische Bevölkerung Juden allgemein gegenüber weitgehendst duldsam und lehnt, soweit es sich um einzelne Juden handelt, jegliche Maßnahmen entschieden ab. ... Auch der Schreibweise des “Stürmer” [der Stürmer war eine schlimme Hetzzeitschrift der Nazis] wird wenig Verständnis entgegengebracht.”

Schon zu diesem Zeitpunkt versuchten die Nazis, jüdischen Besitzern ihre Geschäfte wegzunehmen. Bekanntestes Beispiel für eine damals so genannte „Arisierung“ ist die Leonard Tietz AG mit Sitz in Köln, die auch in Aachen am Markt eine Filiale besaß. Die neuen Besitzer, alle den Nazis genehm, benannten das Unternehmen am 11. Juli 1933 in „kaufhof AG“ um.

     

Tafeltext

Am 1. April 1933 bezogen in Aachen um 10 Uhr SS- und SA-Männer Posten vor jüdischen Geschäften und vor Praxen jüdischer Ärzte und Anwälte. „Kauft nicht bei Juden!“ lautete ihr diffamierender Aufruf. Ab 1938 wurden zahlreiche jüdische Geschäfte, Firmen und Privatbesitz „arisiert“. Das bedeutet, widerrechtlich zugunsten nicht jüdischer Deutscher enteignet oder weit unter Wert verkauft. Bis schließlich die Menschen selbst vertrieben, deportiert und ermordet wurden.

Flucht

Die Verfolgung politisch Andersdenkender und jüdischer Staatsbürger sowie aus ethnisch oder sozialen Gründen Verfolgter führte zu zahlreichen Flucht und Schmuggelaktivitäten an den Grenzen des Deutschen Reichs. Aachen als Grenzstadt und damit verbunden die grüne Grenze nach Belgien und den Niederlanden rückten in den Fokus für viele Menschen, die Deutschland nach 1933 verlassen mussten. Auch diente das nahe belgische und niederländische Ausland den Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschaftlern gerade in den Jahren bis 1940 als Basis für ihre Untergrundarbeit gegen das Regime im Inland.

Im Vergleich zu heute wurden damals die Grenzen wesentlich massiver kontrolliert. Kein Durchlass war ohne gültige Reisepapiere möglich. Scharfe Zollgesetze regelten den Devisen- und Warenverkehr. Die Grenzen trennten die Menschen und Kulturen. Warenschmuggel und illegaler Grenzverkehr waren seit vielen Jahren in Aachen ein bekanntes Phänomen. Die Untergrundorganisationen der verfolgten politischen Gruppierungen, Parteien und Gewerkschaften schmuggelten unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Informationsmaterial (bspw. die im Ausland gedruckte Parteizeitung der SPD („Vorwärts“) nach Deutschland. Sie brachten mit ortskundigen Genossen verfolgte Genossen ins zunächst sichere Ausland. Die Flucht der politisch Verfolgten fand insbesondere in den Jahren 1933 – 1935 statt und wurde von der breiten Bevölkerung noch wenig bemerkt.

Je mehr sich die Terrorherrschaft etablierte und je deutlicher die Repressalien gegen die verfolgten Bevölkerungsgruppen wurden, desto schwieriger wurde der Schmuggel. Der Andrang insbesondere jüdischer Menschen, die Deutschland via Aachen Richtung Westen zu verlassen suchten, wuchs stetig. Ziel waren die jüdischen Zentren Belgiens und der Niederlande, Brüssel, Antwerpen und Amsterdam. Die Grenzkontrollen wurden verschärft, um insbesondere den illegalen „Abfluss“ von Devisen und mitgenommenen Wertsachen zu verhindern. Die Rassengesetze von 1935 legten fest, dass Juden, die noch mit legalen Papieren Deutschland verlassen wollten, maximal 10 RM auf ihrem Weg mitnehmen durften. Nach dem Novemberpogrom 1938 bis zum Kriegsbeginn im Westen am 10. Mai 1940 suchten tausende Menschen aus dem ganzen Reich und Österreich den Weg über die Grenzen nach Belgien und den Niederlanden. Sie erfuhren teils uneigennützige Hilfe von ortskundigen Grenzländern, teils wurden sie von Schmugglern, die nun den Menschenschmuggel als lukratives Geschäft entdeckt hatten, über oder bis an die Grenze gebracht. Im Wald an der grünen Grenze spielten sich zahlreiche menschliche Tragödien ab. Die Flüchtenden wurden von deutschen Grenzbeamten und SS-Kontrollen aufgestöbert. Sie wurden ausgeraubt und dann mittellos entweder nach Belgien geschickt oder verhaftet zur Rückkehr ins Reich gezwungen. Willkür und aktueller politischer Druck des Auslands waren jeweils die ausschlaggebenden Motive, in welche Richtung die Flüchtlinge verbracht wurden. Wer nach Belgien geschickt wurde, war noch nicht im anderen Land angekommen. Denn auch auf belgischer Seite wurde streng kontrolliert. Die Diskussion in der Öffentlichkeit und die politische Bewertung in Belgien und den Niederlanden schwankte zwischen hoher Solidarität mit den Verfolgten, Opportunität und Zustimmung für die nationalsozialistischen Ziele. Damit war für viele Flüchtlinge der erste Kontakt mit belgischen Grenzgendarmen und mit der Bevölkerung ein Vabanquespiel. Offiziell hatte Belgien eine 15 km breite Sperrzone eingerichtet, hinter der angelangt sollte kein Flüchtlinge mehr nach Deutschland ausgewiesen werden. Je nach persönlicher Haltung der Gendarmen und der Bevölkerung unterstützten sie die Menschen, über diese Zone hinaus Richtung Brüssel zu gelangen, oder sie wiesen den Weg wieder Richtung Osten zurück an die grüne Grenze.

Zahlreiche zeitgenössische Berichte in der Eupener Tageszeitung „Das Grenzecho“ geben Zeugnis ab von den teils grausamen Geschehen an der Grenze. Nach 1940 verlagerte sich die Grenze nach Westen. Der Flüchtlingsstrom nimmt ab. Nun suchen vermehrt Kriegsgefangene und Deserteure den Weg durch den Grenzwald.

   

 

Flucht

Die Verfolgung politisch Andersdenkender und jüdischer Staatsbürger sowie aus ethnisch oder sozialen Gründen Verfolgter führte zu zahlreichen Flucht und Schmuggelaktivitäten an den Grenzen des Deutschen Reichs. Aachen als Grenzstadt und damit verbunden die grüne Grenze nach Belgien und den Niederlanden rückten in den Fokus für viele Menschen, die Deutschland nach 1933 verlassen mussten. Auch diente das nahe belgische und niederländische Ausland den Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschaftlern gerade in den Jahren bis 1940 als Basis für ihre Untergrundarbeit gegen das Regime im Inland.

Im Vergleich zu heute wurden damals die Grenzen wesentlich massiver kontrolliert. Kein Durchlass war ohne gültige Reisepapiere möglich. Scharfe Zollgesetze regelten den Devisen- und Warenverkehr. Die Grenzen trennten die Menschen und Kulturen. Warenschmuggel und illegaler Grenzverkehr waren seit vielen Jahren in Aachen ein bekanntes Phänomen. Die Untergrundorganisationen der verfolgten politischen Gruppierungen, Parteien und Gewerkschaften schmuggelten unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Informationsmaterial (bspw. die im Ausland gedruckte Parteizeitung der SPD („Vorwärts“) nach Deutschland. Sie brachten mit ortskundigen Genossen verfolgte Genossen ins zunächst sichere Ausland. Die Flucht der politisch Verfolgten fand insbesondere in den Jahren 1933 – 1935 statt und wurde von der breiten Bevölkerung noch wenig bemerkt.

Je mehr sich die Terrorherrschaft etablierte und je deutlicher die Repressalien gegen die verfolgten Bevölkerungsgruppen wurden, desto schwieriger wurde der Schmuggel. Der Andrang insbesondere jüdischer Menschen, die Deutschland via Aachen Richtung Westen zu verlassen suchten, wuchs stetig. Ziel waren die jüdischen Zentren Belgiens und der Niederlande, Brüssel, Antwerpen und Amsterdam. Die Grenzkontrollen wurden verschärft, um insbesondere den illegalen „Abfluss“ von Devisen und mitgenommenen Wertsachen zu verhindern. Die Rassengesetze von 1935 legten fest, dass Juden, die noch mit legalen Papieren Deutschland verlassen wollten, maximal 10 RM auf ihrem Weg mitnehmen durften. Nach dem Novemberpogrom 1938 bis zum Kriegsbeginn im Westen am 10. Mai 1940 suchten tausende Menschen aus dem ganzen Reich und Österreich den Weg über die Grenzen nach Belgien und den Niederlanden. Sie erfuhren teils uneigennützige Hilfe von ortskundigen Grenzländern, teils wurden sie von Schmugglern, die nun den Menschenschmuggel als lukratives Geschäft entdeckt hatten, über oder bis an die Grenze gebracht. Im Wald an der grünen Grenze spielten sich zahlreiche menschliche Tragödien ab. Die Flüchtenden wurden von deutschen Grenzbeamten und SS-Kontrollen aufgestöbert. Sie wurden ausgeraubt und dann mittellos entweder nach Belgien geschickt oder verhaftet zur Rückkehr ins Reich gezwungen. Willkür und aktueller politischer Druck des Auslands waren jeweils die ausschlaggebenden Motive, in welche Richtung die Flüchtlinge verbracht wurden. Wer nach Belgien geschickt wurde, war noch nicht im anderen Land angekommen. Denn auch auf belgischer Seite wurde streng kontrolliert. Die Diskussion in der Öffentlichkeit und die politische Bewertung in Belgien und den Niederlanden schwankte zwischen hoher Solidarität mit den Verfolgten, Opportunität und Zustimmung für die nationalsozialistischen Ziele. Damit war für viele Flüchtlinge der erste Kontakt mit belgischen Grenzgendarmen und mit der Bevölkerung ein Vabanquespiel. Offiziell hatte Belgien eine 15 km breite Sperrzone eingerichtet, hinter der angelangt sollte kein Flüchtlinge mehr nach Deutschland ausgewiesen werden. Je nach persönlicher Haltung der Gendarmen und der Bevölkerung unterstützten sie die Menschen, über diese Zone hinaus Richtung Brüssel zu gelangen, oder sie wiesen den Weg wieder Richtung Osten zurück an die grüne Grenze.

Zahlreiche zeitgenössische Berichte in der Eupener Tageszeitung „Das Grenzecho“ geben Zeugnis ab von den teils grausamen Geschehen an der Grenze. Nach 1940 verlagerte sich die Grenze nach Westen. Der Flüchtlingsstrom nimmt ab. Nun suchen vermehrt Kriegsgefangene und Deserteure den Weg durch den Grenzwald.

Dazu ein Artikel vom 22. November 1938:

"Nach umfangreichen Bemühungen gelang es Beamten der deutschen Zollaufsichtstellen Lichtenbusch, Oberforstbach und Aachen-Süd, einen Menschenschmuggler in dem Augenblick festzunehmen, als er Juden nachts über die Grenze nach Belgien zu führen versuchte. Auch konnten nach Absuchen des Geländes fünf Juden im Straßengraben versteckt gefunden und festgenommen werden.
Zwei weiteren Juden gelang es, über die nahe Grenze zu entkommen. Nach weiterem langwierigem Absuchen des Geländes in der Dunkelheit und bei dem starken Nebel wurde ein Gepäckschein gefunden, der von einem Juden weggeworfen worden war. Auf Grund dieses Gepäckscheines konnte im hiesigen Hauptbahnhof ein einem Juden gehöriger Koffer beschlagnahmt werden, der rund 1200 RM enthielt, die ins Ausland verschoben werden sollten. Koffer und Geld verfielen der Beschlagnahme."

  

 

Krieg

Die Verfolgung politisch Andersdenkender und jüdischer Staatsbürger sowie aus ethnisch oder sozialen Gründen Verfolgter führte zu zahlreichen Flucht und Schmuggelaktivitäten an den Grenzen des Deutschen Reichs. Aachen als Grenzstadt und damit verbunden die grüne Grenze nach Belgien und den Niederlanden rückten in den Fokus für viele Menschen, die Deutschland nach 1933 verlassen mussten. Auch diente das nahe belgische und niederländische Ausland den Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschaftlern gerade in den Jahren bis 1940 als Basis für ihre Untergrundarbeit gegen das Regime im Inland.

Im Vergleich zu heute wurden damals die Grenzen wesentlich massiver kontrolliert. Kein Durchlass war ohne gültige Reisepapiere möglich. Scharfe Zollgesetze regelten den Devisen- und Warenverkehr. Die Grenzen trennten die Menschen und Kulturen. Warenschmuggel und illegaler Grenzverkehr waren seit vielen Jahren in Aachen ein bekanntes Phänomen. Die Untergrundorganisationen der verfolgten politischen Gruppierungen, Parteien und Gewerkschaften schmuggelten unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Informationsmaterial (bspw. die im Ausland gedruckte Parteizeitung der SPD („Vorwärts“) nach Deutschland. Sie brachten mit ortskundigen Genossen verfolgte Genossen ins zunächst sichere Ausland. Die Flucht der politisch Verfolgten fand insbesondere in den Jahren 1933 – 1935 statt und wurde von der breiten Bevölkerung noch wenig bemerkt.

Je mehr sich die Terrorherrschaft etablierte und je deutlicher die Repressalien gegen die verfolgten Bevölkerungsgruppen wurden, desto schwieriger wurde der Schmuggel. Der Andrang insbesondere jüdischer Menschen, die Deutschland via Aachen Richtung Westen zu verlassen suchten, wuchs stetig. Ziel waren die jüdischen Zentren Belgiens und der Niederlande, Brüssel, Antwerpen und Amsterdam. Die Grenzkontrollen wurden verschärft, um insbesondere den illegalen „Abfluss“ von Devisen und mitgenommenen Wertsachen zu verhindern. Die Rassengesetze von 1935 legten fest, dass Juden, die noch mit legalen Papieren Deutschland verlassen wollten, maximal 10 RM auf ihrem Weg mitnehmen durften. Nach dem Novemberpogrom 1938 bis zum Kriegsbeginn im Westen am 10. Mai 1940 suchten tausende Menschen aus dem ganzen Reich und Österreich den Weg über die Grenzen nach Belgien und den Niederlanden. Sie erfuhren teils uneigennützige Hilfe von ortskundigen Grenzländern, teils wurden sie von Schmugglern, die nun den Menschenschmuggel als lukratives Geschäft entdeckt hatten, über oder bis an die Grenze gebracht. Im Wald an der grünen Grenze spielten sich zahlreiche menschliche Tragödien ab. Die Flüchtenden wurden von deutschen Grenzbeamten und SS-Kontrollen aufgestöbert. Sie wurden ausgeraubt und dann mittellos entweder nach Belgien geschickt oder verhaftet zur Rückkehr ins Reich gezwungen. Willkür und aktueller politischer Druck des Auslands waren jeweils die ausschlaggebenden Motive, in welche Richtung die Flüchtlinge verbracht wurden. Wer nach Belgien geschickt wurde, war noch nicht im anderen Land angekommen. Denn auch auf belgischer Seite wurde streng kontrolliert. Die Diskussion in der Öffentlichkeit und die politische Bewertung in Belgien und den Niederlanden schwankte zwischen hoher Solidarität mit den Verfolgten, Opportunität und Zustimmung für die nationalsozialistischen Ziele. Damit war für viele Flüchtlinge der erste Kontakt mit belgischen Grenzgendarmen und mit der Bevölkerung ein Vabanquespiel. Offiziell hatte Belgien eine 15 km breite Sperrzone eingerichtet, hinter der angelangt sollte kein Flüchtlinge mehr nach Deutschland ausgewiesen werden. Je nach persönlicher Haltung der Gendarmen und der Bevölkerung unterstützten sie die Menschen, über diese Zone hinaus Richtung Brüssel zu gelangen, oder sie wiesen den Weg wieder Richtung Osten zurück an die grüne Grenze.

Zahlreiche zeitgenössische Berichte in der Eupener Tageszeitung „Das Grenzecho“ geben Zeugnis ab von den teils grausamen Geschehen an der Grenze. Nach 1940 verlagerte sich die Grenze nach Westen. Der Flüchtlingsstrom nimmt ab. Nun suchen vermehrt Kriegsgefangene und Deserteure den Weg durch den Grenzwald.

 

Grenze

Die Verfolgung politisch Andersdenkender und jüdischer Staatsbürger sowie aus ethnisch oder sozialen Gründen Verfolgter führte zu zahlreichen Flucht und Schmuggelaktivitäten an den Grenzen des Deutschen Reichs. Aachen als Grenzstadt und damit verbunden die grüne Grenze nach Belgien und den Niederlanden rückten in den Fokus für viele Menschen, die Deutschland nach 1933 verlassen mussten. Auch diente das nahe belgische und niederländische Ausland den Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschaftlern gerade in den Jahren bis 1940 als Basis für ihre Untergrundarbeit gegen das Regime im Inland.

Im Vergleich zu heute wurden damals die Grenzen wesentlich massiver kontrolliert. Kein Durchlass war ohne gültige Reisepapiere möglich. Scharfe Zollgesetze regelten den Devisen- und Warenverkehr. Die Grenzen trennten die Menschen und Kulturen. Warenschmuggel und illegaler Grenzverkehr waren seit vielen Jahren in Aachen ein bekanntes Phänomen. Die Untergrundorganisationen der verfolgten politischen Gruppierungen, Parteien und Gewerkschaften schmuggelten unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Informationsmaterial (bspw. die im Ausland gedruckte Parteizeitung der SPD („Vorwärts“) nach Deutschland. Sie brachten mit ortskundigen Genossen verfolgte Genossen ins zunächst sichere Ausland. Die Flucht der politisch Verfolgten fand insbesondere in den Jahren 1933 – 1935 statt und wurde von der breiten Bevölkerung noch wenig bemerkt.

Je mehr sich die Terrorherrschaft etablierte und je deutlicher die Repressalien gegen die verfolgten Bevölkerungsgruppen wurden, desto schwieriger wurde der Schmuggel. Der Andrang insbesondere jüdischer Menschen, die Deutschland via Aachen Richtung Westen zu verlassen suchten, wuchs stetig. Ziel waren die jüdischen Zentren Belgiens und der Niederlande, Brüssel, Antwerpen und Amsterdam. Die Grenzkontrollen wurden verschärft, um insbesondere den illegalen „Abfluss“ von Devisen und mitgenommenen Wertsachen zu verhindern. Die Rassengesetze von 1935 legten fest, dass Juden, die noch mit legalen Papieren Deutschland verlassen wollten, maximal 10 RM auf ihrem Weg mitnehmen durften. Nach dem Novemberpogrom 1938 bis zum Kriegsbeginn im Westen am 10. Mai 1940 suchten tausende Menschen aus dem ganzen Reich und Österreich den Weg über die Grenzen nach Belgien und den Niederlanden. Sie erfuhren teils uneigennützige Hilfe von ortskundigen Grenzländern, teils wurden sie von Schmugglern, die nun den Menschenschmuggel als lukratives Geschäft entdeckt hatten, über oder bis an die Grenze gebracht. Im Wald an der grünen Grenze spielten sich zahlreiche menschliche Tragödien ab. Die Flüchtenden wurden von deutschen Grenzbeamten und SS-Kontrollen aufgestöbert. Sie wurden ausgeraubt und dann mittellos entweder nach Belgien geschickt oder verhaftet zur Rückkehr ins Reich gezwungen. Willkür und aktueller politischer Druck des Auslands waren jeweils die ausschlaggebenden Motive, in welche Richtung die Flüchtlinge verbracht wurden. Wer nach Belgien geschickt wurde, war noch nicht im anderen Land angekommen. Denn auch auf belgischer Seite wurde streng kontrolliert. Die Diskussion in der Öffentlichkeit und die politische Bewertung in Belgien und den Niederlanden schwankte zwischen hoher Solidarität mit den Verfolgten, Opportunität und Zustimmung für die nationalsozialistischen Ziele. Damit war für viele Flüchtlinge der erste Kontakt mit belgischen Grenzgendarmen und mit der Bevölkerung ein Vabanquespiel. Offiziell hatte Belgien eine 15 km breite Sperrzone eingerichtet, hinter der angelangt sollte kein Flüchtlinge mehr nach Deutschland ausgewiesen werden. Je nach persönlicher Haltung der Gendarmen und der Bevölkerung unterstützten sie die Menschen, über diese Zone hinaus Richtung Brüssel zu gelangen, oder sie wiesen den Weg wieder Richtung Osten zurück an die grüne Grenze.

Zahlreiche zeitgenössische Berichte in der Eupener Tageszeitung „Das Grenzecho“ geben Zeugnis ab von den teils grausamen Geschehen an der Grenze. Nach 1940 verlagerte sich die Grenze nach Westen. Der Flüchtlingsstrom nimmt ab. Nun suchen vermehrt Kriegsgefangene und Deserteure den Weg durch den Grenzwald.

Auswahl einiger Artikel

7. Dezember 1938
Zwei jungen jüdischen Frauen von 21 und 22 Jahren, die aus Wien vertrieben wurden und nach Aachen gekommen waren, gelang es, sich zu Fuß durch die Grenzwachen durchzuschleichen und bis Verviers zu kommen. Sie wollten ihren Männern nachreisen, die sich seit einiger Zeit in Brüssel befinden. Eine der Frauen hat ihr kleines Kind bei sich. In Verviers wandten sie sich zunächst an das Mädchenheim, wo man ihnen den Rat erteilte, sich bei der Polizei zu melden. Dort wurden die Flüchtlinge einem Verhör unterzogen, da sie keine Pässe bei sich hatten und dann über Nacht beherbergt und beköstigt. Die Frauen hatten etwas Geld bei sich, außerdem war für sie bei einem in Verviers ansässigen Bekannten ein Scheck eingetroffen. Da sie über genügend eigene Mittel verfügten, wurden sie an den Bahnhof geleitet, wo sie den Zug nach Brüssel bestiegen, um dort von ihren Männern in Empfang genommen zu werden.

28. Dezembr 1938
Kelmis. Die hiesige Gendarmerie traf abermals vier Wiener Juden an, die von Aachen kommend heimlich versuchten, sich über die belgische Grenze zu schleichen. Den Flüchtlingen war alles, Wertgegenstände und letztes Geld durch die Deutschen abgenommen worden. Sie wurden an die deutsche Grenze zurückgeführt, von wo aus sie zweifellos von der deutschen Polizei wieder nach Belgien zurückverwiesen werden. Bei einem vor ein paar Tagen in Gemmenich angetroffenen Juden fand man einen Brief eines belgischen Feundes, in dem dieser Ratschläge erteilte, wie und auf welchen Wegen man am besten über die Grenze kommt. Vor allem rät er, das Tauwetter und den Regen abzuwarten.

    

 

Krieg

Die Verfolgung politisch Andersdenkender und jüdischer Staatsbürger sowie aus ethnisch oder sozialen Gründen Verfolgter führte zu zahlreichen Flucht und Schmuggelaktivitäten an den Grenzen des Deutschen Reichs. Aachen als Grenzstadt und damit verbunden die grüne Grenze nach Belgien und den Niederlanden rückten in den Fokus für viele Menschen, die Deutschland nach 1933 verlassen mussten. Auch diente das nahe belgische und niederländische Ausland den Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschaftlern gerade in den Jahren bis 1940 als Basis für ihre Untergrundarbeit gegen das Regime im Inland.

Im Vergleich zu heute wurden damals die Grenzen wesentlich massiver kontrolliert. Kein Durchlass war ohne gültige Reisepapiere möglich. Scharfe Zollgesetze regelten den Devisen- und Warenverkehr. Die Grenzen trennten die Menschen und Kulturen. Warenschmuggel und illegaler Grenzverkehr waren seit vielen Jahren in Aachen ein bekanntes Phänomen. Die Untergrundorganisationen der verfolgten politischen Gruppierungen, Parteien und Gewerkschaften schmuggelten unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Informationsmaterial (bspw. die im Ausland gedruckte Parteizeitung der SPD („Vorwärts“) nach Deutschland. Sie brachten mit ortskundigen Genossen verfolgte Genossen ins zunächst sichere Ausland. Die Flucht der politisch Verfolgten fand insbesondere in den Jahren 1933 – 1935 statt und wurde von der breiten Bevölkerung noch wenig bemerkt.

Je mehr sich die Terrorherrschaft etablierte und je deutlicher die Repressalien gegen die verfolgten Bevölkerungsgruppen wurden, desto schwieriger wurde der Schmuggel. Der Andrang insbesondere jüdischer Menschen, die Deutschland via Aachen Richtung Westen zu verlassen suchten, wuchs stetig. Ziel waren die jüdischen Zentren Belgiens und der Niederlande, Brüssel, Antwerpen und Amsterdam. Die Grenzkontrollen wurden verschärft, um insbesondere den illegalen „Abfluss“ von Devisen und mitgenommenen Wertsachen zu verhindern. Die Rassengesetze von 1935 legten fest, dass Juden, die noch mit legalen Papieren Deutschland verlassen wollten, maximal 10 RM auf ihrem Weg mitnehmen durften. Nach dem Novemberpogrom 1938 bis zum Kriegsbeginn im Westen am 10. Mai 1940 suchten tausende Menschen aus dem ganzen Reich und Österreich den Weg über die Grenzen nach Belgien und den Niederlanden. Sie erfuhren teils uneigennützige Hilfe von ortskundigen Grenzländern, teils wurden sie von Schmugglern, die nun den Menschenschmuggel als lukratives Geschäft entdeckt hatten, über oder bis an die Grenze gebracht. Im Wald an der grünen Grenze spielten sich zahlreiche menschliche Tragödien ab. Die Flüchtenden wurden von deutschen Grenzbeamten und SS-Kontrollen aufgestöbert. Sie wurden ausgeraubt und dann mittellos entweder nach Belgien geschickt oder verhaftet zur Rückkehr ins Reich gezwungen. Willkür und aktueller politischer Druck des Auslands waren jeweils die ausschlaggebenden Motive, in welche Richtung die Flüchtlinge verbracht wurden. Wer nach Belgien geschickt wurde, war noch nicht im anderen Land angekommen. Denn auch auf belgischer Seite wurde streng kontrolliert. Die Diskussion in der Öffentlichkeit und die politische Bewertung in Belgien und den Niederlanden schwankte zwischen hoher Solidarität mit den Verfolgten, Opportunität und Zustimmung für die nationalsozialistischen Ziele. Damit war für viele Flüchtlinge der erste Kontakt mit belgischen Grenzgendarmen und mit der Bevölkerung ein Vabanquespiel. Offiziell hatte Belgien eine 15 km breite Sperrzone eingerichtet, hinter der angelangt sollte kein Flüchtlinge mehr nach Deutschland ausgewiesen werden. Je nach persönlicher Haltung der Gendarmen und der Bevölkerung unterstützten sie die Menschen, über diese Zone hinaus Richtung Brüssel zu gelangen, oder sie wiesen den Weg wieder Richtung Osten zurück an die grüne Grenze.

Zahlreiche zeitgenössische Berichte in der Eupener Tageszeitung „Das Grenzecho“ geben Zeugnis ab von den teils grausamen Geschehen an der Grenze. Nach 1940 verlagerte sich die Grenze nach Westen. Der Flüchtlingsstrom nimmt ab. Nun suchen vermehrt Kriegsgefangene und Deserteure den Weg durch den Grenzwald.

Auswahl einiger Artikel

30. November 1938, Mittwoch
Eupen. Vorgestern nachmittag nahm die Gendarmerie in Gemmenich einen 43-jährigen deutschen Juden namens Z. aus Köln fest, der heimlich die deutsch-belgische Grenze überschritten hatte. Er wurde zwar an die Grenze zurückgeführt, aber wenige Stunden später erneut auf belgischem Gebiet ergriffen. Da er abermals ausgewiesen werden sollte, gab er an, daß er vor einiger Zeit in Brüssel einen Gelddiebstahl ausgeführt habe. Da seine Angaben darüber mit dem amtlichen Bericht übereinstimmten, wurde Z. dem Gericht in Verviers vorgeführt. Es besteht der nicht ganz zurückzuweisende Verdacht, daß Z. diese Selbstbeschuldigung nur vorgebracht hat, um vorläufig einmal in Belgien bleiben zu können. In Raeren trafen Gendarmen fünf Israeliten an, die vollkommen mittellos waren und deutscherseits einfach über die Grenze abgeschoben worden waren. Sie wurden wieder nach Deutschland zurückgeführt. Auch von anderen Stellen wird bestätigt, daß die deutschen Grenzbeamten mittellose Israeliten ohne weitere Umstände zur Grenze führen, wo sie selber sehen müssen, wie sie weiterkommen. So erklärt es sich auch, daß dieselben Personen öfters zwei- oder dreimal von den belgischen Gendarmen aufgegriffen werden, da sie immer abwechselnd hin und her geschoben werden.

2. Dezember 1938, Im Eupener Land
Eupen. Von der Grenze laufen Meldungen über Mitleid erregende Szenen ein, die sich bei der Zurückweisung der mittellosen jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland durch die hiesige Gendarmerie abspielen, die dabei der an sie ergangenen Weisung gehorcht. In der Nähe des Bahnhofs von Raeren fand eine Gendarmeriestreife einen 27jährigen jüdischen Flüchtling namens K. aus Berlin, der in völlig erschöpftem Zustande mit eiternden Kopfwunden bedeckt im Straßengraben lag und vorläufig bis zu seiner Besserung in das Sankt-Nikolaus-Hospital verbracht wurde. Die Wunden des K. waren nur nachlässig vernäht. Vor einigen Tagen hatte er einen Selbstmordversuch gemacht durch öffnen der Pulsadern, der aber mißlang. Die Nachricht einiger Blätter, daß K. früher Redakteur am Völkischen Beobachter in Berlin gewesen sei, ist natürlich unzutreffend. Andererseits trifft man immer wieder Fälle wahrer Menschlichkeit an. Wie uns heute morgen bekannt wurde, hat ein hiesiger Einwohner, der angeblich sogar Mitglied der heimattreuen Front ist, sich nach Deutschland begeben, um dort ein vierjähriges Kind mit sich zu nehmen und über Eupen weiter nach Brüssel zu Verwandten zu bringen, die sich dort des verlassenen Kindes annehmen, dessen Vater und Großvater sich in einem deutschen Konzentrationslager befinden. So ungern es der betreffende Einwohner hier vielleicht vermerken wird, daß seine edelmütige Handlungsweise seinen hiesigen Freunden von der heimattreuen Front bekannt wird, so können wir doch nicht umhin, seiner Menschlichkeit ein schönes Zeugnis auszustellen, die natürlich zu den politischen Grundsätzen der heimatreuen Front in krassem Widerspruch steht.

2. Dezember 1938
Eupen. Wegen versuchten Devisenschmuggels aus Deutschland heraus wurde vorige Woche der hiesige Garageist in Aachen von der Polizei festgenommen. Sein Auto soll ebenfalls beschlagnahmt worden sein. Wie weiter verlautet, habe sich M. auch des unerlaubten Herausbringens von jüdischen Flüchtlingen aus Deutschland heraus schuldig gemacht. Der Verhaftete galt bei allen seinen Freunden als strammer Anhänger des Nationalsozialismus. Seine Freundschaft mit deutschen Zollwächtern an der Grenze ging sogar soweit, daß er sich zuweilen mit diesen scherzhaft herumbalgte. Trotzdem hat hier die allgemeine Einstellung der deutschen Zöllner am Schlagbaum bei Köpfchen wieder einmal Recht behalten, von denen einer kürzlich zu einem hiesigen altbelgischen Herrn, der beruflich häufig die Grenze überschreiten muß, geäußert hat: "Sie, mein Herr, sind Altbelgier, ich kenne Sie seit langem und weiß, daß Sie keine unerlaubten Dinge bei sich führen, trotzdem Sie mich mit 'Gutem Tag' begrüßen und nicht mit 'Heil Hitler'. Wir wissen aber sehr gut, daß es sehr angeraten ist, diejenigen Eupener, die so recht augenfällig und eifrig die Hand zum Gruße heben, von Zeit zu Zeit einmal in näheren Augenschein zu nehmen. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß gerade bei diesen, die laut mit 'Heil Hitler' grüßen, oft sehr überraschende Sachen zum Vorschein kommen, die sich sehr wenig mit der so offenkundig zur Schau getragenen Gesinnung vertragen."

7. Dezember 1938
Zwei jungen jüdischen Frauen von 21 und 22 Jahren, die aus Wien vertrieben wurden und nach Aachen gekommen waren, gelang es, sich zu Fuß durch die Grenzwachen durchzuschleichen und bis Verviers zu kommen. Sie wollten ihren Männern nachreisen, die sich seit einiger Zeit in Brüssel befinden. Eine der Frauen hat ihr kleines Kind bei sich. In Verviers wandten sie sich zunächst an das Mädchenheim, wo man ihnen den Rat erteilte, sich bei der Polizei zu melden. Dort wurden die Flüchtlinge einem Verhör unterzogen, da sie keine Pässe bei sich hatten und dann über Nacht beherbergt und beköstigt. Die Frauen hatten etwas Geld bei sich, außerdem war für sie bei einem in Verviers ansässigen Bekannten ein Scheck eingetroffen. Da sie über genügend eigene Mittel verfügten, wurden sie an den Bahnhof geleitet, wo sie den Zug nach Brüssel bestiegen, um dort von ihren Männern in Empfang genommen zu werden.

25. Januar 1939
Eupen. Die Gendarmerie entdeckte bei Eynatten abermals sechs deutsche Juden, drei Männer und drei Frauen, die heimlich die Grenze überschritten hatten. Da die armen Leute keine vorschriftsmäßigen Papiere besaßen, mußten sie an die deutsche Grenze zurückgebracht werden.

31. März 1939
Eupen. Etwa 50 Meter von der deutschen Grenze entfernt fand man die Leiche einer 1885 geborenen Berlinerin, die heimlich die Grenze überschritten hatte, und dann einem durch Anstrengung und Aufregung verursachten Herzschlage erlegen war.

1. Mai 1939
Raeren. In der Nacht von Freitag auf Sonntag wurde eine Gruppe von acht jüdischen Flüchtlingen aus Deutschland an der Grenze festgestellt. Fünf unter ihnen gelang es, im Walde zu entkommen, während die übrigen wieder an die Grenze zurückgeleitet wurden.

    

Der jüdische Friedhof in Haaren

Unterhalb der Kuppe des Haarberges liegt, eingezäunt durch Hecke und Zaun, der jüdische Friedhof von Haaren. Er ist über die Alt-Haarener-Str. zu erreichen. Noch vor der Autobahnbrücke biegt man, in Richtung Würselen fahrend, rechts ab. Auf dem Friedhof befinden sich heute noch ein Doppelgrabstein und ein Gedenkstein. Angelegt wurde der Friedhof im Jahre 1839. Bis dahin wurden die Verstorbenen der jüdischen Gemeinde Haaren auf dem jüdischen Friedhof in Aachen an der Lütticher Straße bzw. in Vaals beerdigt.

Im November 1938, einige Tage nach der Pogromnacht, wurden sämtliche Grabsteine auf dem Friedhof umgeworfen. 1939 wurden die herumliegenden Grabsteine vom Friedhof entfernt. Das nunmehr leere Friedhofsgelände wurde während des Krieges durch Kampfhandlungen immer mehr zerstört. 1948 wurde der Friedhof wieder instandgesetzt. Da keine Grabstätten mehr erkennbar waren, wurde das ganze Friedhofsgelände als Ort des Gedenkens neu gestaltet. Bei diesen Aufräumungsarbeiten fand man einen fast unbeschädigten Grabstein. Er gehörte zu dem ersten Grab, das 1839 für das Ehepaar Menken auf dem neu angelegten Friedhof errichtet wurde.

1839 legte die Gemeinde Haaren ihren jüdischen Friedhof an. Im November 1938, einige Tage nach der Reichspogromnacht, warfen Haarener Bürger sämtliche Grabsteine um. Im Herbst 1939 wurden die Steine der gesamten Friedhofsanlage ins Dorf transportiert. Bis 1997 dienten sie als Böschungsmauer an der Alt-Haarener-Straße.

     

„Judenhaus“

Schon bald nach den Wahlen vom 5. März 1933 gab es Gerüchte über einschneidende, von der Regierung geplante, antisemitische Maßnahmen. Eine neue Qualität der Unterdrückung brachten die ”Nürnberger Setze” vom 15. September 1935 (Nr. 945 Reichsbürgergesetz, 15. September 1935 und Nr. 946 Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre, 15. September 1935). Das ”Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre” (Blutschutzgesetz) verbot z.B. Eheschließung und außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen Juden und ”Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes” und ”arische” Hausangestellte unter 45 Jahren in jüdischen Haushalten zu beschäftigten. Das Reichsbürgergesetz unterschied zwischen ”Reichsbürgern als Trägern der vollen politischen Rechte” (dies konnte kein Jude sein) und bloßen ”Staatsangehörigen” und machte so die Juden zu Bürgern zweiter Klasse. Die Zugehörigkeit zur ”jüdischen Rasse” wurde durch die  Religionszugehörigkeit bestimmt. Bei den Gerichten häuften sich die Anklagen wegen Vergehens gegen das ”Blutschutzgesetz”.

Schließlich wurden Juden gezwungen, ihre Wohnungen zu verlassen und in ”Judenhäuser” zu ziehen, die sich in Aachen in der Alexander-, König-, Eupener-, Promenaden- und Triererstraße, im Obdachlosenasyl am Grünen Weg und im jüdischen Altersheim Kalverbenden befanden. Ehepaare mit einem jüdischen Partner mußten in einem Haus in der Försterstraße wohnen. Der Zusammenlegung der Juden in ”Judenhäusern” (1941) folgte die Kennzeichnungspflicht durch den ”Judenstern”.

Am Ende stand die Deportation von Aachen in die Vernichtungslager: 
Am 22. März 1942 nach Izbica in Polen; 
am 15. Juni 1942 nach Polen; 
am 27. Juli 1942, 13. Januar 1944 und 9. September 1933 nach Theresienstadt. 

Dieser letzte Transport rollte in den Tod sechs Wochen vor der Befreiung Aachens durch amerikanische Truppen.

     

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