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Aktuelles

Etablierung der NS-Herrschaft

Vor 1933 spielte die NSDAP in Aachen eine eher unbedeutende Rolle. Zwar hatte sich schon 1922 eine Ortsgruppe gegründet, die aber auch in den folgenden Jahren kaum mehr als 30 Mitglieder hatte. In diesen Jahren fanden die Nazis in Aachen kaum einen Wirt, der ihnen einen geeigneten Saal für Versammlungen vermietet hätte. Nach dem Abzug der belgischen Besatzung ende 1929 wurde die Ortsgruppe in ihrem Auftreten deutlich aggressiver. Es begann eine Zeit tätlicher Auseinandersetzungen, Schlägereiern, mit denen die Nazis gegen ihre politischen Gegner vorgingen.

Am 28. Juli 1932 fand auf der Radrennbahn Krummerück eine Wahlkampfveranstaltung mit Adolf Hitler statt. Es war, mit etwa 15.000 bis 20.000 Teilnehmern, eine der größten Wahlkampfveranstaltungen, die Aachen in der damaligen Zeit zu sehen bekam.

Nach der Regierungsübergabe 1933 kam die NSDAP in Aachen auf etwa 1.500 Mitglieder, in der gesamten Region waren es knapp 5.000. Obwohl die Wahl zum Stadtrat am 12. März 1933 schon nicht mehr demokratisch ablief, denn die SPD konnte nicht mehr frei ihren Wahlkampf machen und die KPD war schon verboten, holten die beiden Arbeiterparteien noch einen erheblichen Stimmenanteil. Das Zentrum mit 23 Sitzen hatte am besten abgeschnitten. Allerdings kam die Stadtverordnetenversammlung in der gewählten Konstellation nie zusammen.

Das Zentrum, die katholische Partei, die noch am 29. März 1933 der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Adolf Hitler zugestimmt hatte, musste sich bald selbst auflösen. Eine Reihe ihrer Ratsmitgliedern trat damals der NSDAP-Fraktion bei. Der Oberbürgermeister wurde schon bald durch den NS-Bürgermeister Quirin Jansen (1888 - 1953) ersetzt. Die SPD wurde wie zuvor die KPD verboten.

Nachdem die Gewerkschaften am 1. Mai 1933 noch versucht hatten, sich mit den Nazis zu arrangieren, wurden sie als Organisationen der Arbeiterschaft am 2. Mai verboten und ihr Vermögen beschlagnahmt. Schritt für Schritt übernahmen die Nationalsozialisten die komplette Entscheidungsgewalt in Aachen. Fast alle Bereiche wurden durch sie kontrolliert. Auch in Aachen sorgten von da an die Nazis dafür, dass die in Berlin erlassenen Gesetze und Verordnungen gegen Andersdenkenden, Andersgläubige und Andersartige gnadenlos durchgeführt wurden. Daran waren auch Stadtrat und Stadtverwaltung beteiligt – in Aachen und anderswo. Dass dies alles so geschehen konnte, lag auch daran, dass sich die Nazis auf zahlreiche willfährige Helfer und Mitläufer verlassen konnten.

Ergänzungsliteratur:

Casteel, Winfried; Hugot-Zgodda, Yvonne: Nazis an der Macht, in: Volkshochschule Aachen (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus in Aachen,
Aachen 2012.


Gasten, Elmar: Aachen in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 - 1944, Frankfurt am Main 1993.

Kirschgens, Albert; Spelsberg, Gerd: Einigkeit statt Recht und Freiheit. Aachen 1933, Aachen 1983.

Pehle, Walter H.: Die nationalsozialistische Machtergreifung im Regierungsbezirk Aachen unter der Berücksichtigung der staatlichen und kommunalen Verwaltung
1922 - 1933, Diss., Düsseldorf 1976.


Plum, Günther: Gesellschaftsstruktur und politisches Bewusstsein in einer katholischen Region 1928 - 1933. Untersuchungen am Beispiel des Regierungsbezirks Aachen,
Stuttgart 1972.

    

 

GESTAPO

GESTAPO ist die Abkürzung für „Geheime Staatspolizei“ die gängige Bezeichnung für die politische Polizei im nationalsozialistischen Deutschland zwischen 1933 und 1945. Die GESTAPO war ein zentrales Ausführungsorgan der nationalsozialis-tischen Herrschaft und als solches verantwortlich für den organisierten Terror in Deutschland und in den während des 2. Weltkrieges von Deutschland besetzten Gebieten.

Im April 1933 wurde auf Veranlassung von Göring die Geheime Staatspolizei eingerichtet. Im Juni 1936 wurde sie Reichsbehörde. Hatte die GESTAPO anfangs noch ihre Maßnahmen mit der Reichstagesbrandverordnung und anderen Vorschriften begründet, befreite sie sich schließlich von allen Bindungen an Recht und Gesetz. Sie verhängte „Schutzhaft“, konnte Aussagen durch Folter (>>verschärfte Vernehmung<<) erzwingen und Gefangene ermorden (>>Sonderbehandlung<<). Unter die Zuständigkeit der GESTAPO fiel die systematische Bekämpfung von tatsächlichen oder vermeintlichen politischen Gegnern des NS-Regimes. Im Verhältnis zur Bevölkerung war die Anzahl der GESTAPO Angehörigen gering, sie betrug 1944 rund 32.000 Mann. Die Effektivität der GESTAPO beruhte auf einem ausgedehnten Überwachungssystem aus Spitzeln und auf einem politisch, beruflich oder privat begründeten Denunziantentum. Hier in Aachen hatte die GESTAPO im Regierungsgebäude neben dem Theater, nicht nur ihre Büros sondern auch ihre Verhör- und Folterräume.

    

Franz Oppenhoff

Franz Oppenhoff wurde 1902 geboren. Er stammte aus einer gut bürgerlichen, katholischen Aachener Familie. Nach einer kaufmännischen Ausbildung studierte er Jura und ließ sich Ende 1932 in Aachen als Rechtsanwalt nieder. Er geriet nach der Macht-übernahme der Nazis immer stärker in Konflikt mit der NSDAP, weil er bei verschiedenen Gelegenheiten das Bistum Aachen in Prozessen, die von den Nazis gegen Geistliche inszeniert wurden, vertrat. Die Kirchenzeitung veröffentlichte 1937 eine Erklärung des Papstes, in der dieser sich kritisch über die Lage der katholischen Kirche in Deutschland geäußert hatte. Daraufhin sollte der Verlag der Zeitung geschlossen werden. Oppenhoff vertrat den Besitzer vor Gericht, was ihn für die Nazis besonders verhasst machte. Durch gute Beziehungen schaffte er es, dass er im 2. Weltkrieg nicht in die Wehrmacht musste, sondern als kaufmännischer Direktor einen wichtigen Rüstungsbetrieb in Aachen leiten konnte. Als Aachen im Oktober 1944 durch amerikanische Truppen von den Nazis befreit wurde, setzten diese Franz Oppenhoff auf Vorschlag des Aachener Bischofs als Oberbürgermeister ein.

„Es gibt nichts mehr zu verwalten, alles und jedes ist neu zu erarbeiten. Die Aufgabe scheint hoffnungslos und geht fast über unsere Kraft,“ so äußerte sich Oppenhoff kurz nach seiner Amtsübernahme. Obwohl der Name des neuen Aachener Oberbürgermeisters von den Amerikanern nicht bekannt gegeben worden war, erfuhr ihn die Naziführung im fernen Berlin. Sie betrachteten Oppenhoff als Verräter und setzten ein sogenanntes „Wehrwolfkommando“ auf seine Fährte. Die fünf Mitglieder dieses Kommandos, alle überzeugte Nazis, sprangen nachts mit dem Fallschirm in der Nähe von Aachen ab. Ihr Auftrag lautete, Oppenhoff zu liquidieren.

Am 25. März 1945 wurde Franz Oppenhoff von diesem Wehrwolfkommando vor seinem Haus in der Eupener Straße erschossen. Aachen war damals schon fast ein halbes Jahr befreit, aber in Deutschland sollte der Krieg noch bis Mai 1945 weitergehen. 1949 und 1952 wurden Prozesse gegen die Mörder geführt, in denen nur lächerlich milde Gefängnisstrafen verhängt wurden. Es ist kaum zu glauben, aber strafmildernd wurde den Tätern zugute gehalten, dass es ein ”nicht zu erwartendes Maß an Charakterstärke” erfordert hätte, sich dem Befehl zu Oppenhoffs Ermordung zu widersetzen. 1954 wurde allen Tatbeteiligten sogar jegliche Strafe erlassen.

     

 

Opfer der Verfolgung

Im Süden von Aachen gelegen erreicht man den Waldfriedhof von Burtscheid kommend über die Kapellen- und Robert-Schumann-Str., die ab Siegel in die Monschauerstr. übergeht. Dieser folgt man, bis man auf der linken Seite den Parkplatz des Waldfriedhofs erreicht. Im August des Jahres 1962 wurden 52 Urnen mit den sterblichen Überresten von Verfolgten des nationalsozialistischen Regimes, die bis dahin auf verschiedenen Aachener Friedhöfen bestattet waren, auf dem Ehrenfriedhof (Flur 8b) beigesetzt. Sie wurden auf einer Gemeinschaftsanlage des Ehrenfriedhofes zusammengefasst. Jedes Urnengrab erhielt einen sog. Kissenstein, so dass die gesamte Anlage eine einheitliche und würdige Ausgestaltung erfuhr.

Bei den Verstorbenen handelte es sich etwa zur Hälfte um politisch Verfolgte. Die anderen waren Homosexuelle (siehe Tafel 40) sowie behinderte Menschen, die Opfer der Euthanasie-Morde (siehe Tafel 29) wurden. Sie kamen in verschiedenen Lagern ums Leben. Dabei handelte es sich u.a. um die Lager Oranienburg, Hadamar (Euthanasieprogramm), Auschwitz, Buchenwald, sowie Sachsenhausen und Dachau. Die sterblichen Überreste der Verstorbenen aus Aachen wurden in den Jahren 1941 bis 1943 an die Angehörigen nach Aachen überführt.

1986 wurde ein Pultstein mit einer ersten Gedenktafel aufgestellt. Die Inschrift lautete:
„Hier ruhen 52 Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft – sie mahnen uns“.

2003 wurde diese Tafel ersetzt durch eine Tafel der Wege gegen das Vergessen, die die Herkunft der Opfer, die dort ruhen, genauer benennt:
"Hier ruhen 52 Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Unter ihnen sind politisch Verfolgte, Homosexuelle und behinderte Menschen."

    

 

 

Kriegsopfer

Der Ehrenfriedhof auf dem Waldfriedhof an der Monschauerstraße ist Gedenkstätte für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges. Am 12. September 1914 beschloss die Stadtverordnetenversammlung einen Ehrenfriedhof an dieser Stelle anzulegen. Zu dieser Zeit befand sich dort lediglich der Bismarckturm, ein Ausflugsziel im Wald. Der heutige Friedhof wurde 1930 eingerichtet und 1933 die Einsegnungshalle fertiggestellt. 2455 deutsche und ausländische Kriegstote finden zwischen August 1914 und Januar 1923 hier ihre letzte Ruhestätte.

Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges und den damit verbundenen Toten wird der Friedhof im November 1939 erweitert. Zu den dort 2623 Ruhenden zahlen auch die Opfer des Bombenkrieges und 52 Verfolgte des nationalsozialistischen Regimes. Die Toten aus 16 Nationen haben hier ewiges Ruherecht. Im Oktober 1957 wurde inmitten des Ehrenfriedhofes ein 6,20 hohes Steinkreuz aus belgischem Granit aufgestellt, ursprünglich wurde dieses Hochkreuz für den Soldatenfriedhof in Ougrée-Boncelles gestiftet, wo die deutschen Gefallenden Soldaten beigesetzt waren, nachdem diese auf andere Friedhöfe umgebettet waren, kam es nach Aachen.

     

 

Kriegsende

Im Januar 1941 wurde an verschiedenen Stellen in der Stadt mit dem Bau von Bunkern begonnen. Für den Bau war die städtische Bauverwaltung verantwortlich, welche die Aufträge an ortsansässige Firmen vergab, diese setzten meist Zwangsarbeiter für den Bau ein. Die Bunker wurden nie völlig fertig gebaut. Sie gaben der Bevölkerung Schutz vor Angriffen, doch die Gestaltung der Fassaden wurde nicht umgesetzt.

Außer den Hochbunkern gab es noch unterirdische Stollen und Splitterschutzgräben. Bunker gab es in der Monheimsallee (unterirdische), Römerstraße, Südstraße, Kongressstraße, Saarstraße, Fringsgraben, Junkerstraße, Sandkaulstraße, Kasinostraße, Zeppelinstraße, Scheibenstraße, Lütticher Straße, Rütscherstraße, Försterstraße und Rehmannstraße. Nach dem Krieg dienten einige Bunker als Wohnungen, bis heute sind sie im Stadtbild zu finden, z.B. als Musikbunker, umgebaut zu Wohnungen oder als leerstehende Gebäude.

Seit 2002 hing an dem Bunker in der Rütscher Straße eine Gedenktafel der Wege gegen das Vergessen. Diese Tafel musste 2013 abgenommen werden, da der Bunker abgerissen wurde, um dort Wohnungen zu errichten. Nach der Fertigstellung der Wohnbebauung wurde im Juli 2019 die Tafel dort angebracht.

    

 

„Westwall“

Im Oktober 1938 gab Hitler den Befehl Aachen mit in den Westwallbau einzubeziehen. Bereits einige Tage später erging entsprechende Weisung an die Organisation Todt den Plan umzusetzen. Der Bau des Westwalls war verbunden mit zahlreichen Unannehmlichkeiten für die Bevölkerung. Die benötigte Anzahl an Arbeitern konnte nicht immer aus der Bevölkerung gedeckt werden, z.T. angeworbene Arbeiter wurden bei Privatleuten untergebracht, der Straßenverkehr wurde stark durch die Baufahrzeuge belastet.

Die Bauern wurden in der Feldarbeit gestört, einige bestellten ihre Felder überhaupt nicht mehr, da Äcker immer wieder durch Baufahrzeuge beschädigt wurden. Im Mai 1939 kamen Hitler und Himmler nach Bildchen und Köpfchen um den Westwallbau zu besichtigen. Beim Vormarsch der Alliierten auf Aachen konnte der Westwall die Alliierten nur kurz aufhalten. Nach dem Krieg wurden Teile des Westwalls zum Wiederaufbau von Gebäuden, Zäunen usw. genutzt. Bis heute sind Teile des Westwalls zu entdecken: einige sind mit Erde bedeckt, mit Bäumen bepflanzt oder offen zu sehen, vielen Landwirten erschwert die Höckerlinie immer noch die Arbeit auf dem Feld.

  

 

Militarismus

Fast genau in der Mitte der Ludwigsallee steht der mächtige Rundbau der Marienburg, der 1512 als Teil der Stadtbefestigung errichtet worden war. Schon um 1929 gab es Pläne, dort eine Gedenkstätte für die toten Soldaten des 1. Weltkrieges, die aus Aachen stammten, zu errichten. Aber erst während der NS-Herrschaft wurde dieser Bau realisiert. Im Inneren blickt man auf den zentralen Gedenkstein, der an ein mittelalterliches Grabmal erinnert und auf der Oberseite die Konturen eines Soldaten in Uniform zeigt. Auf einem gedrungenen Sockel an der Rückwand steht eine bronzene Schale, in der lange Zeit ein ewiges Licht brannte.

Die Einweihung der Marienburg als „Ehrenmal“ fand am 6. August 1933 statt - ein halbes Jahr, nachdem Hitler als Reichskanzler in Berlin die Macht übernommen hatte. Die markige, von Militarismus geprägte Eröffnungsrede hielt Aachens damaliger NSDAP-Oberbürgermeister Quirin Jansen:
„Zu Tausenden strömen sie in diesen Tagen zur Aachener Kriegergedächtnisstätte, um dort das Andenken an die Kameraden zu erneuern, die mit ihnen hinauszogen zum Schutz des Vaterlandes. Aus dem Samen der Schlachtfelder wächst deutsche Zukunft. Aachen neigt sich in Dankbarkeit vor den toten Soldaten und grüßt die Lebenden – Sieg Heil!“

Beteiligt an dieser Einweihungsfeier waren auch Studenten verschiedener Studentenverbindungen, die im Rahmen des Deutschen Studententages Anfang August 1933 in Aachen waren. Gemeinsam mit Abordnungen der NSDAP, der SS, der SA und des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes marschierten sie mit großem Gepränge zum „Ehrenmal“.

Im 2. Weltkrieg wurde die Marienburg schwer beschädigt. 1955 wurde sie – ganz im alten Stil und im alten Geist - wieder als „Ehrenmal“ eingeweiht. Auf der damals neu angebrachten Hinweistafel wird die ursprüngliche Einweihung der Gedenkstätte durch den Nazi-Oberbürgermeister mit keinem Wort erwähnt. Bis 1992 fanden an dieser Stelle am Totensonntag, also dem Sonntag nach dem „Volkstrauertag“, an dem aller Opfer der Kriege und der NS-Zeit gedacht wurde, „Heldengedenkfeiern“ militärischer Traditionsverbände statt, mit Unterstützung der Bundeswehr und teils auch unter Beteiligung von rechtsextremen, NS-lastigen Organisation.

     

Das Lager

Am Grünen Weg waren 1885 Holzbaracken errichtet worden, die nach einander als Seuchenlazarett, als Kaserne und Ende der zwanziger Jahre als Obdachlosenheim verwendet wurde. Während des 2. Weltkrieges waren hier Aachener Juden und später auch Zwangsarbeiter untergebracht. Ab April 1941 musste die jüdische Bevölkerung Aachens auf Befehl der Nazi-Behörden ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Sie wurde gezwungen, in sogenannte „Judenhäuser” zu ziehen. Das waren größere und kleinere Gebäude, die als Lager für diese Menschen eingerichtet worden waren. Judenhäuser befanden sich in Aachen in der Alexanderstraße, der Königstraße, der Eupener Straße, der Promenadenstraße, der Theaterstraße, der Försterstraße, im Drosselweg und auf Kalverbenden. Die Menschen lebten hier unter unvorstellbaren Bedingungen. Wo vorher vielleicht sechs Familien gelebt hatten, waren es nun mehr als doppelt so viele. Die kleinen Zimmer waren heillos überfüllt, es gab nicht genügend Toiletten und fast keine Küchen. Auch das Obdachlosenheim am Grünen Weg wurde in ein ”Judenlager” umfunktioniert. In den herunter-gekommenen Holzbaracken, mit völlig unzureichenden Sanitäranlagen und ohne jegliche Luftschutzmaßnahmen - es war Krieg - verbrachten viele Aachener Juden ihre letzten Wochen und Monate in der Heimat. Insgesamt sieben Deportationstransporte gingen von Aachen aus, davon vier vom „Lager Grüner Weg“. Am 22. März 1942 wurden 400 Menschen von dort zum Westbahnhof gebracht und bestiegen dort einen Zug in ein Vernichtungslager. Ob einer die Strapazen der langen Fahrt und die alltäglichen Quälereien im Lager überlebt hat, ist nicht bekannt.

Nachdem Ende 1942 die letzten jüdischen Aachener aus dem Lager Grüner Weg abtransportiert worden waren, wurden andere Menschen dort eingesperrt: Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen. Die waren meist aus den von der Deutschen Wehrmacht besetzten Ländern in Osteuropa, zum Beispiel Polen und der damaligen Sowjetunion, zur Arbeit nach Deutschland verschleppt worden. Das „Lager Grüner Weg“ befand sich in unmittelbarer Nähe zu den großen Industriebetrieben an der Jülicher Straße, in denen viele der Zwangsarbeiter schuften mussten. Bis ans Kriegsende waren hier bis zu 250 Zwangsarbeiter untergebracht. Zu Fuß und natürlich streng bewacht marschierten sie jeden Morgen vom Appell im Lager zum Arbeitseinsatz in die verschiedenen Betriebe und auf die Baustellen in der Stadt. Auch für diese Menschen hatten die Nazi-Behörden keine Luftschutzmaßnahmen getroffen. Im Gegenteil: Polnischen und russischen Zwangsarbeitern war es bei Strafe verboten, bei Luftangriffen auf die Stadt in Bunkern Schutz zu suchen. Im Juli 1944 wurden im Lager Grüner Weg neun Zwangsarbeiter vor den Augen der anderen erhängt – weil sie angeblich geplündert hatten. Aber es sollte wohl ein Exempel statuiert werden, um die Menschen einzuschüchtern, denn die Nachricht von der Landung der Alliierten in der Normandie hatte die Hoffnung auf baldige Befreiung genährt.

      

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